SingandGroovegruppe
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Zu Beginn erfährt jeder Teilnehmer seine eigene rhythmische Stimme als Brücke zwischen Wahrnehmen und Bewegen. Genau wie in der Meditation der Fluß des Atems den Strom der Gedanken bändigen kann, so ist Rhythmus dazu geeignet, den Geist zur Ruhe zu bringen. Diese Kraft entfaltet sich schon zu Beginn beim Sprechen der Rhytmusmantras. Durch ihre stetige Wiederholung stellt sich ein wichtiger Effekt ein: die Silben synchronisieren den Geist mit unserem inneren Wissen um rhythmische Grundqualitäten. Die pulsierenden oder tänzerischen Schritte, anfangs in bewußter Verbindung mit der Stimme gesetzt, können schon bald zu einem meditativen Tanz werden, der bald „wie von selbst” geht. Dies ist die Ebene autonomer rhythmischer Bewegungen. Wenn die willentliche Ebene der Hände mit dem Klatschen oder auch dem Spielen kleiner Rasseln hinzukommt, schafft diese Komplexität aufeinander wirkender Rhythmen zunächst eine Herausforderung.

Nachdem die rhythmische Struktur zu tragen beginnt und die Teilnehmer durch rhythmische Gesänge des Leiters mehr und mehr Vertrauen in ihr Sein im Rhythmus bekommen (Stabilisierung), entfaltet sich die Gesangsstimme zunehmend. Im Wechselspiel des „Call and Response” zwischen Leiter und Gruppe „rüttelt“ der Gesang immer wieder an der Basis (Konfrontation), kehrt aber immer wieder stabilisierend zur Gruppe zurück. Das ermöglicht dem gesamten Feld (Gruppe und den beiden Leitern) in der Schlußphase jedes Sets, tief in den Rhythmus einzusinken und in die meditativen Qualitäten des gemeinsamen Chores einzutauchen.

Nach der Phase des Ausklanges (Fade Out) und einer Ruhepause im Liegen endet jede Reise mit der verbalen Reintegrationen des Erlebten. Teilnehmer und Leiter sitzen zusammen, die Teilnehmer teilen miteinander, was sich unmittelbar aus dem Rhythmuskreis verbalisieren will.

 

Nonverbale Kommunikation

Jedes Ta Ke Ti Na-Set beginnt mit verbalen Instruktionen, notwendigen Anweisungen an die Teilnehmer im Kreis, für das Sein im non-verbalen Feld des Kernprozesses erst einmal nicht gewohnt und recht ungewöhnlich ist. Daher ist die Vermittlung einer „Gebrauchsanweisung“ zunächst ein klar und deutlich abgesteckter und an das wache Bewußtsein gerichteter verbaler Prozess.

Vor allem während des behutsamen Aufbaus der rhythmischen Struktur spricht der Leiter die Teilnehmer mit klaren Worten auf der wachbewußten Ebene an, mit dem Unterschied, daß in dieser Phase durch tranceinduzierende Interventionen immer wieder eine neue Ebene der gleichzeitigen Wahrnehmung induziert wird.

Im Ta Ke Ti Na-Kernprozess der Frage-und-Antwort-Gesänge fällt die Ebene der Sprache dann vollständig weg und die Mehrschichtigkeit der verschiedenen Rhythmusebenen kann ihre Wirkung voll entfalten. Die Kommunikation zwischen den Teilnehmern und Leiter wird nonverbal. Die Gesänge haben keine Texte, die den Geist beschäftigen, ihre Wirkung beschränkt sich auf ihre rhythmische und melodische Relevanz. Die Abwesenheit von semantischer Bedeutung entlastet die Teilnehmer. Das führt dazu, dass die Teilnehmer sich mehr und mehr dem Fühlen, Spüren, Lauschen, Bewegen und Bewegt-werden öffnen können.

Nach der Phase des musikalischen Ausklanges (Fade Out) und einer Ruhephase im Liegen endet jeder Reise mit der verbalen Re-Integrationen des Erlebten. Teilnehmer und Leiter sitzen im Kreis zusammen, es ist Raum für das, was sich unter dem direkten Eindruck des Erlebten verbalisieren will.

 

Zeitlosigkeit

Für die Dauer einer Ta Ke Ti Na-Rhythmusreise oder eines mehrtägigen Workshops kann sich unser normales Zeitgefühl, das Zeitempfinden linearer Zeit auflösen. Was bringt uns das?Man frage all die streßgeplagten Menschen, die in ihrem Alltag nur durch Zeitfenster schauen, unter Zeitdruck arbeiten oder keine Zeit mehr für die angenehmen Seiten des Lebens haben. Diesem „hausgemachten” Zeitstreß setzt TaKeTiNa den zeitweiligen Verlust des linearen Zeitgefühls entgegen. Für viele Menschen hat das eine befreiende Wirkung. Nehmen Sie die Einladung, etwas „ganz in Ihrem eigenen Zeitmaß” zu tun, wörtlich und vertrauen Sie darauf, daß Sie „alle Zeit der Welt” haben, um zu lernen. Auch und gerade dann, wenn nicht alles auf Anhieb klappen will.

 

Das reine Sein

Das pure Sein zu erleben will manchmal gelernt sein. Doch nach einiger Zeit merken die meisten, wie gut es sich anfühlt, ganz und gar im Hier und Jetzt zu sein. Die rhythmische Stimme ersetzt die Sprache mit Worten. Es entsteht „Kommunikation der Sinne”, das heißt die Teilnehmer im Kreis verstehen sich ohne Worte, Kommentare werden überflüssig - immer wieder berichten Teilnehmer, daß ihre inneren Dialoge hin und wieder ganz verstummen.

 

Stille

Das Leben ist heute eher bestimmt von der Abwesenheit von Stille. Je mehr Lärm um uns herum ist, je mehr wir mit den Anforderungen einer oft lauten und aggressiven Umgebung leben, desto mehr suchen viele Menschen nach Orten der inneren Einkehr und der Stille. An diese stillen Räume können wir uns immer wieder "aktiv erinnern". Manche von uns erreichen das durch Meditation oder stilles Gebet, andere gehen einfach im Wald spazieren. Heute haben wir es weitgehend verlernt, uns dazu eines einfachen und gleichzeitig sehr komplexen Mittels zu bedienen: Rhythmus. Musik und Rhythmus sind bewährte uralte Mittel, um einen Zustand der Stille zu erreichen, in dem der tägliche innere und äussere Lärm zurücktreten und tiefer innerer Stille weichen kann. Musikalischer Rhythmus kann Menschen in tiefe stille Zustände versetzen, obwohl er manchmal recht laut sein kann. Im Ta Ke Ti Na können Sie ausprobieren, während Sie einen Rhythmus spielen, diesen Zustand der Stille zu erleben, den schon unsere Urahnen kannten und so den "stillen" Aspekten in Musik und Leben auf den Grund gehen.

 

Gleichzeitigkeit der Wahrnehmungsebenen – ein faszinierender Zustand

Gleichzeitig passierende Dinge sind gekennzeichnet durch die Tatsache, daß sie eben nicht nacheinander geschehen. Gleichzeitigkeit wird im Alltag meist mit Stress und Chaos gleichgesetzt, zumindest aber als Überforderung erlebt.

Warum also Gleichzeitigkeit? - Die Antwort liegt in der Faszination, die das Erleben wirklich gleichzeitiger Wahrnehmung erzeugt: das Eintreten in eine andere Welt, eine andere Dimension menschlicher Erfahrung. Nach diesem Weg suchen heute bereits viele Menschen, auch unbewusst, um den Anforderungen des heutigen Lebens gewachsen zu sein oder ihnen zu entfliehen. Viele Rezepte haben heutige Forscher und Therapeuten bereits gefunden: Trainingsmethoden, die uns helfen sollen, viele Dinge gleichzeitig zu bewältigen; Multitasking, mentales Training, Konzentrationsübungen, etc. Problematisch an vielen dieser Methoden ist, daß wir sie als lustfeindlich erleben, daß mit ihnen jeweils nur aus einer Dimension heraus handeln und uns auf eine Sache zur Zeit konzentrieren.

Wie können wir also wirklich auf „mehreren Kanälen gleichzeitig empfangen”, das Geschehen verschiedender Dinge zur gleichen Zeit zulassen - das Eine geschehen lassen, während wir aktiv das Andere tun - dem spielenden Kind zulächeln, während wir Geschirr spülen - zulassen, daß etwas „schiefgeht”, Fehler machen und uns dabei sogar gelassen zusehen?

In Ta Ke Ti Na geht es nicht um die Bewältigung möglichst vieler Aufgaben zur gleichen Zeit oder um Multitasking, multifunktionales Handeln auf mehreren Ebenen gleichzeitig.

Es geht um das Erreichen eines Zustandes - des Zustandes der Gleichzeitigen Wahrnehmung. Rhythmus ist ein idealer Katalysator für simultane Prozesse. In ihm gibt es kein Entweder-Oder, sondern nur das Sowohl-als-auch. Wenn man sich auf eines seiner Elemente zu sehr konzentriert, fällt man zunächst unweigerlich heraus, diese Erfahrung macht jeder Teilnehmer im Rhythmuskreis oft genug. Diese Tatsache nutzt Ta Ke Ti Na. Es kann eine wortlose Begegnung mit sich selbst und anderen geben, geprägt von Akzeptanz oder Widerwillen, Freude oder Frustration sowie allen möglichen anderen gegensätzlichen Empfindungen.

Manchmal kommt es auch zur gnadenlosen Konfrontation mit dem „drinnen“ oder „draussen“-Sein, die nur durch das Zulassen des unsicheren Zustandes der Gleichzeitigkeit wirklich gelöst werden kann.

Zunächst können wir daran arbeiten, daß ein Teil unserer Bewegungsaktivität autonom wird - im unserem Medium, dem musikalischen Rhythmus, bedeutet das: Die Bewegung, die am leichtesten zur einer autonomen Bewegung werden kann, d.h. ohne unser willentliches Zutun zu einer von selbst laufenden wird: die Schritte, unsere Basis im Ta Ke Ti Na - wie bei einem Spaziergang gehen die Füsse ganz von allein.

Ein Beispiel für autonome Bewegungen auf der Handebene: die simultanen Bewegungen beim Autofahren, das Schalten, Lenken, Schauen, die Fensterkurbel bedienen, wieder Schauen usw. Über diese Aktivitäten müssen wir nicht nachdenken, sie geschehen beim geübten Autofahrer wie von selbst. Wenn wir das täten, wäre es im Gefahrfalle meist zu spät, denn der Verstand allein arbeitet oft viel zu langsam. Die Reaktionszeit des auf Gleichzeitigkeit eingestimmten Wahrnehmungsapparates hingegen ist um ein Vielfaches schneller.

Im Grunde erleben wir die Gleichzeitigkeit gar nicht als solche, denn der Zustand selbst an sich wird eher als ein „zeitloser” erfahren. So beschreiben viele Teilnehmer im Ta Ke Ti Na-Prozeß den Moment, in dem sie Zeuge dieses eigenartigen Zustandes werden, dass „alles wie von selbst” geht.

In der Vorbereitung des Ta Ke Ti Na-Kernprozesses ermöglichen wir den Teilnehmern erst einmal, die Bewegungen - möglichst mittels innerer Bilder - von innen heraus zu erleben, ihre innere „Architektur” kennenzulernen und ggf. über Zusammenhänge und Zusammenklänge zu staunen, die sich ergeben.

Und gleichzeitig werden wir in dieser Phase dafür sorgen, dass autonom gewordene Bewegungen immer wieder mit dem „Auge des Bewusstseins“ konfrontiert werden.

Im Weiteren Verlauf der rhythmischen Stabilisierung kann es sein, dass mehrere Bewegungen zugleich „autonom” werden, d. h. die Wahrnehmung stellt sich ein, als ginge mittlerweile alles „wie von selbst”.

Das eigentliche Wohltat der gleichzeitigen Wahrnehmung ist also nicht das Erleben von gleichzeitig passierenden Dingen, sondern die Qualität der gleichzeitigen Wahrnehmung von Innen heraus.

In der Praxis beginnt wie es wie beim Meditieren mit der Konzentration auf eine Sache, d.h. die Aufmerksamkeit richtet sich auf ein Ding oder ein Ereignis. In der Meditation ist das etwa der Atem oder eine vor mir aufgestellte Kerze. Nach einer Weile löst sich die Konzentration in unterschiedliche Zustände auf. Bei meditierenden Zen-Meistern haben Messungen ergeben, dass aufgrund der gleichzeitig vorhandenen Beta- und Theta-Wellen im Gehirn auf zwei logisch nicht miteinander zu vereinbarende Zustände zu schliessen ist: die Gleichzeitigkeit von Tiefschlaf und totaler Wachheit.

Im Ta Ke Ti Na befinden wir uns in der simultanen Wahrnehmung von zwei, drei oder mehreren verschiedenen Bewegungen. In den Momenten, wo diese Gleichzeitigkeit erlebt wird, trifft uns unter Umständen das Rausfallen aus dem Rhythmus wie der Stab des aufsehenden Mönches im Zenkloster, der verhindert, das wir einschlafen bzw. in die Abgetretenheit einer rhythmisierten „Duseltrance“ abdriften.

Für Manche ist im Ta Ke Ti Na das Herausfallen erst einmal noch nicht dieser „wake up call“, sondern ein Grund für Ärgernis und Selbstbeschuldigung. Bei der Transformation dieser wie auch immer gearteteten Verstrickung in persönliche Dialoge und die daraus folgende Selbstbe- und verurteilung sind wir den Teilnehmern im Kreis behilflich - der Transformation personaler in transpersonale Prozesse.

 

Lernen im Einklang mit den Naturgesetzen

Die Anziehungskraft, den ein Puls ausübt, ist Teil der Wirkung der Naturgesetze. Die Schwerkraft wirkt, ob wir es wollen oder nicht, auf den Körper, auf unser Nervensystem. Rhythmus bietet uns immer die Wahl der Synchronisation, als menschliche Wesen haben wir die einzigartige Möglichkeit, uns ihr entgegen zu stellen oder uns auf diese Kraft einzulassen und uns dem „Es geschieht“ anzuvertrauen.

So zu musizieren heisst, an einem Prozeß teilzunehmen, und einen Prozeß zeichnet aus, daß Dinge passieren dürfen, etwas sich verändert, ohne daß jemand darauf Einfluss nehmen oder manipulieren muss

 

Texte von Jan Kobrzinowski - frei formuliert nach allen Erfahrungen sowie unter Zuhilfenahme von Texten von Reinhard Flatischler und TaKeTiNa-Kollegen.

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Was passiert im TA KE TI NA - Prozess?